Offener Austausch, Feedback-Kultur und gemeinsames Lernen: Dr. Maike Schmitt über Leadership bei WifOR

Maike begann 2016 als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei WifOR und hat sich mittlerweile zur Senior Wissenschaftlerin entwickelt. Zudem ist sie Team Lead in der Abteilung Gesundheitsökonomie von WifOR.

Im Interview erzählt Maike, was Führung für sie bedeutet, was sie mit ihrer Forschung erreichen will und was sie motiviert. Außerdem gibt sie Einblicke in die Herausforderungen und Chancen, die das Wachstum einer Organisation mit sich bringt.

Maike, Du bist als wissenschaftliche Mitarbeiterin zu WifOR gekommen. Inzwischen leitest Du neben Deiner Position als Senior Wissenschaftlerin auch ein Team von sechs Kolleginnen und Kollegen. Wie sieht eine typische Woche für Dich aus?

Die Koordination von Projekten und die Durchführung von Forschungsarbeiten machen nach wie vor einen großen Teil meiner Arbeit aus. Aber ich habe auch eine Führungsrolle, die verschiedene Aufgaben umfasst. Neben koordinativen und konzeptionellen Tätigkeiten in der Abteilung gehört hierzu insbesondere die Unterstützung der individuellen Entwicklung von Kolleg:innen.

Eine weitere Dimension der Rolle als leitendes Teammitglied ist die enge Zusammenarbeit mit der Abteilungsleiterin für Gesundheitsökonomie von WifOR. Das umfasst beispielsweise, interne Workshops und regelmäßige Methodendiskussionen zu organisieren oder mit potenziellen Kund:innen zu kommunizieren.

Die Verteilung dieser Aufgaben variiert je nach Situation. Zurzeit führen wir Personalentwicklungsgespräche, die eine sorgfältige Vorbereitung erfordern. Nach diesem Zyklus werde ich mich wieder stärker auf unsere laufenden Forschungsprojekte konzentrieren.

Worum geht es bei den Personalentwicklungsgesprächen?

Zu Jahresbeginn bewerten wir als Abteilung die im vergangenen Jahr erzielten Fortschritte und legen Ziele für die kommenden zwölf Monate fest. Anschließend treffe ich mich mit jedem Kollegen und jeder Kollegin in meinem Team einzeln. Das Hauptziel besteht darin, sicherzustellen, dass jedes Teammitglied Gehör findet. Wir reflektieren über das vergangene Jahr und den individuell geleisteten Beitrag und die damit einhergehende persönliche Entwicklung. Dann planen wir gemeinsam die individuellen Ziele für das neue Jahr und wie ich als Teamleitung dabei Unterstützung leisten kann.

Du hast einen früheren Forschungshintergrund. Wie haben sich die Fähigkeiten entwickelt, die für die Leitung eines Teams erforderlich sind?

Das ging nicht von heute auf morgen, sondern ist vielmehr ein Prozess, der immer noch andauert. Die Ausbildung durch externe Coaches hat mir das Handwerkszeug gegeben, mit dem ich in der Lage bin, eine Vielzahl von Szenarien zu bewältigen. Für eine Führungskraft ist es beispielsweise wichtig, Routinemechanismen zu entwickeln, die es Kolleg:innen ermöglichen, ihre Individualität zum Ausdruck zu bringen und nach ihrer Intuition zu handeln. Im Laufe der Zeit und durch Erfahrung habe ich gelernt, diese Instrumente wirksam einzusetzen und darf nach wie vor immer neue Dinge erkennen.

Ich lerne auch viel von meinen Mitmenschen. Die Team Leads bei WifOR unterstützen sich gegenseitig als Co-Mentor:innen. Wir treffen uns regelmäßig zum Peer-to-Peer-Coaching und bringen unsere eigenen Themen ein. Dieser Austausch ist sehr wertvoll – vor allem, um zu sehen, wie andere Abteilungen funktionieren und welche unterschiedlichen Ansätze sie in Bezug auf Führung verfolgen. Die Team Leads haben zwar eine gemeinsame Basis, aber wir haben alle unsere eigene Art, die Rolle zu leben und die individuellen Persönlichkeiten in unseren Teams zu berücksichtigen.

Einer der herausforderndsten Aspekte der Führung ist die Bewältigung von Konflikten. Was ist dein Ansatz?

In erster Linie will ich zuhören. Als Team Lead versuche ich, unparteiisch zu bleiben und Meinungen objektiv zu betrachten. Dadurch kann ich als Vermittlerin auftreten und die Teammitglieder ermutigen, eigenständig Lösungen zu erarbeiten und Konflikte selbst zu lösen.

Ich bemühe mich auch, ein Umfeld zu schaffen, in dem jeder die Freiheit hat, sich zu äußern. Der Ansatz von WifOR besteht darin, den offenen Dialog zu fördern und Feedback anzubringen und anzunehmen, sei es innerhalb des Teams oder in Einzelgesprächen.

Inwiefern wird dies durch das Wachstum von WifOR beeinflusst?

Als wir Anfang dieses Jahres unser 15-jähriges Jubiläum mit mehr als 250 Gästen feierten, habe ich realisiert, wie sehr sich WifOR weiterentwickelt hat. Nicht nur in Bezug auf die Teammitglieder, sondern auch auf unsere Strukturen. Seit ich zu WifOR gekommen bin, hat sich unsere Größe mehr als vervierfacht – und das bedeutet natürlich, dass wir uns anpassen müssen.

Für mich persönlich ist es wichtig, stets offen für Veränderungen zu sein, um dynamische Prozesse zu gewährleisten, die es ermöglichen, bestehende Strukturen weiterzuentwickeln. Dieser Ansatz bildet die Grundlage für einen offenen Dialog, konstruktives Feedback, Konfliktlösung und nicht zuletzt den Erfolg unseres Institutes. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir in Zukunft weiterhin neue Strukturen brauchen werden, wenn die Entwicklung fortschreitet. Veränderungen sind positiv und wichtig für das Wachstum und Innovation.

Wir haben uns bisher auf das Thema Führung konzentriert. Was möchtest Du mit deiner Forschung erreichen?

Als Gesundheitsökonomin möchte ich einen Beitrag zu einer gesünderen Gesellschaft leisten. Konkret möchte ich die öffentliche Diskussion über die Verlagerung unserer Gesundheitssysteme weg von kurativen Modellen und hin zur Prävention fördern. Unsere gesundheitsökonomische Forschung gibt Entscheidungsträgern und Interessengruppen wissenschaftliche Erkenntnisse an die Hand, um effiziente Entscheidungen zu treffen und eine bessere Gesundheitsversorgung zu gewährleisten.

Eine weitere Dimension, die ich schätze, ist der Austausch zwischen der akademischen Welt und, sagen wir, der „realen Welt“ – d. h. die Umsetzung von Forschungsergebnissen in der Gesellschaft und im täglichen Leben.

Und worauf freust Du Dich in Zukunft?

Aus Sicht der Forschung würde ich sagen, dass ich weiterhin innovative Projekte zur Prävention vorantreiben werde und diese in den akademischen und politischen Diskurs zu bringen. Zurzeit bin ich an einem Projekt beteiligt, das sich mit der Prävention und der Gesundheitsversorgung von Krebspatient:innen befasst. Außerdem würde ich gerne mehr im Bereich Ernährung und Krankheitsprävention unternehmen und unsere gesundheitsökonomische Forschung mit Aspekten der Umweltökonomik verknüpfen.

Als Team Lead motiviert es mich sehr, meine Kolleg:innen beim Wachsen zu beobachten und sie dabei zu unterstützen. Das hybride Arbeitsmodell von WifOR ermöglicht es mir, in Darmstadt zu leben und die umliegende Natur zu genießen, während ich gleichzeitig mit Kollegen an anderen Standorten verbunden bin.

Wir sind sehr international und über die verschiedenen WifOR-Standorte verteilt, was den regelmäßigen, persönlichen Kontakt noch wertvoller macht. Wir kommen zweimal im Jahr als ganze Abteilung zusammen, und mein eigenes Team sehe ich noch häufiger. Vor Kurzem habe ich zum Beispiel unsere Mitarbeiter:innen in Athen besucht und im September plane ich, wieder dorthin zu reisen. Es ist immer eine Freude, mit ihnen zusammen zu sein und ich habe mich wirklich in die Stadt verliebt.

Ich wünsche Dir eine schöne Reise, Maike. Vielen Dank für das Gespräch!

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